Newcomer Finalist 2019, Essi Johanna Glomb


Essi Johanna Glomb (*1989) studierte an der weißensee kunsthochschule berlin Textil- und Flächendesign und erwarb 2017 ihren Master-Abschluss.
Ihre Arbeitsweise ist interdisziplinär und verbindet die Bereiche Forschung, Design und Anwendung.
Seit 2017 arbeitet sie an der weißensee kunsthochschule berlin in einem BMBF-geförderten Forschungsprojekt mit Fokus auf Designforschung und der Entwicklung innovativer Textilien.
Essi Johanna Glomb war außerdem 2014 Mitbegründerin des Designstudios Blond & Bieber, das den Fokus auf konzeptuelles Design und nachhaltige Materialentwicklungen legt. Die Projekte des Studios wurden international ausgestellt und mehrfach ausgezeichnet. 

 


 

Ein paar Fragen hätten wir an Essi Johanna Glomb:

 

Sie sind Newcomer-Finalistin beim German Design Award 2019. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie und Ihre Arbeit?

Die Auszeichnung bedeutet mir natürlich sehr viel. Es ist für mich die Anerkennung eines neuen Designverständnisses, welches Prozessualität, Konzeptualität und Designforschung der bloßen Produktentwicklung vorzieht.  


Ihre Designpraxis umschreiben Sie kurz mit dem Begriff »Future Crafts«. Können Sie uns in wenigen Worten erklären, was man sich darunter vorstellen muss?

In meiner Designpraxis arbeite ich an der Entwicklung textiler und nicht-textiler Materialien und Oberflächen. Dabei verwende ich klassische handwerkliche Verfahren, verknüpfe diese jedoch mit Erkenntnissen aus Wissenschaft und Design und arbeite mit sehr neuen Technologien. Das Neuartige aus der Design- und Materialforschung wird durch den Einsatz traditioneller textiler Verfahren mit dem Handwerklichen verbunden, was den Ergebnissen Wärme und Vertrautheit verleiht.


Was sind für Sie gute Quellen der Inspiration?

Inspiration kann von sehr unterschiedlichen Dingen ausgehen – zum Beispiel von unseren alltäglichen Ritualen, soziokulturellen Strukturen, aber auch besonderen Umgebungen und Menschen. Eine große Inspiration für mich ist einerseits immer wieder die Natur mit all ihren Potenzialen, die noch lange nicht ausgeschöpft sind. Andererseits komme ich beruflich viel mit neuen und alten Technologien in Berührung und finde es spannend, in meinen Arbeiten ungewöhnliche Themen, Materialien und Technologien miteinander zu verbinden.


In Ihrem Portfolio zeigen Sie sehr unterschiedliche Produkte. Welches liegt Ihnen besonders am Herzen und warum?

Für die Arbeit Smell Memory Tools war ich auf der Suche nach einer neuen Sinnlichkeit und einer Antwort auf die Frage, wie in unseren immer häufiger werdenden Living Apart Together-Beziehungen Intimität, Nähe und Erinnerung erzeugt und erhalten werden können. Entstanden ist ein auf Gerüchen basierendes analoges Ritual mit einer Smell Memory Toolbox sowie textilen Artefakten, die eine Beziehung symbolisch und olfaktorisch verkörpern. Für die Arbeit habe ich mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung und dem Knitwearlab Amsterdam zusammengearbeitet. Die künstlerisch-gestalterische Forschung innerhalb der Arbeit gilt der olfaktorischen, taktilen und emotionalen Erfahrbarkeit von Aktionsräumen zwischen den Menschen.