Newcomer Finalisten 2019, Luisa Rubisch & Rasa Weber


Luisa Rubisch (*1990) & Rasa Weber (*1989) sind die Gründerinnen des jungen Design- und Architekturkollektivs TFOB-THEY FEED OFF BUILDINGS aus Berlin. Das Team setzt sich aus Kreativen der Bereiche Design, Architektur, Film und Fotografie zusammen. Ihr Projekt Urban Terrazzo verbindet Materialforschung mit Design: Aus vorhandenen Überresten von Baumaterial und Schutt wird ein neuer Baustoff erstellt. Ihr Ziel ist es, einen geschlossenen Material-Kreislauf zu erschaffen und neue Anwendungsmöglichkeiten für zeitgenössische Baustoffe aufzuzeigen. Das Projekt wurde bereits in Berlin, Prag und Verona umgesetzt, u.a. mit Unterstützung von politischen und kulturellen Institutionen sowie Unternehmen der Bauindustrie.

 


 

Ein paar Fragen hätten wir an Luisa Rubisch & Rasa Weber:

 

Sie sind als Team Newcomer-Finalisten beim German Design Award 2019. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie und Ihre Arbeit?

Die Auszeichnung beim German Design Award freut uns sehr, da sie uns in unserer kollektiven Arbeitsweise bestärkt. Als Design- und Architekturkollektiv THEY FEED OFF BUILDINGS vereinen wir ein Netzwerk aus Produzenten, Technologen und Kreativen. Diese ganzheitliche Arbeitsweise ermöglicht es uns, unsere Idee von Nachhaltigkeit konkret umzusetzen.


Mit Ihrem Projekt Urban Terrazzo präsentieren Sie einen Baustoff, der den klassischen Terrazzo-Stein zeitgemäß und mit moderner Technologie neu interpretiert. Dabei haben Sie sich als Team der konzeptionellen Entwicklung von verschiedenen Seiten genähert. Wer steht denn für welche Idee hinter dem Produkt?

Als Entwicklerinnen und Gründerinnen bilden wir das Kernteam von TFOB und sind für die Entwicklung und Vermarktung von Urban Terrazzo zuständig. Wenn es um die technologischen Anforderungen der selbst entwickelten Baustoffe geht, greifen wir auf das Wissen von Experten zurück und pflegen die Zusammenarbeit mit einem betontechnischen Labor. Aber auch die Kooperation mit anderen Kreativen spielt für das erweiterte Netzwerk von TFOB eine entscheidende Rolle, wenn es um die Wahrung von baukulturellem Erbe geht. Wir legen Wert darauf, dass mit Urban Terrazzo neue lokale Stoffkreisläufe etabliert werden. So verarbeiten wir in unserer deutschen Manufaktur Abriss aus dem Berliner Umland. In Italien hingegen kooperieren wir mit einem größeren Werk, welches die Baustoffabfälle aus dem Umland Veronas verarbeitet. Die Produkte von Urban Terrazzo sind so einzigartig wie ihr jeweiliger Ursprungsort.


Die Themen Recycling und Nachhaltigkeit spielen bei Ihrer Arbeit offenkundig eine wichtige Rolle. Welche Themen sind ebenfalls relevant?

Uns begeistert Architektur als dynamischer Prozess. Mit unserem Projekt lassen wir alte Häuser in neuen fortleben. Indem wir die Spuren alter Architekturen in neue Materialien umwandeln, betreiben wir an der Schnittstelle von Architektur und Design nachhaltige Materialentwicklung. Dabei stehen sich die Wahrung von baukulturellem Erbe und architektonischer Wandel nicht im Weg, sondern beflügeln einander. Wir nennen dies eine neue Form der progressiven Denkmalpflege.


Was macht für Sie einen guten Werkstoff des 21. Jahrhunderts aus?

Als Designerinnen ist es uns ein Anliegen, sogenannten Abfallmaterialien zu neuem Leben zu verhelfen. Allein in Berlin fallen jährlich rund 5 Millionen Tonnen Bauschutt an. Mit Urban Terrazzo überführen wir diese Reste alter Architekturen in einen nachhaltigen Materialkreislauf. So entsteht nicht bloß ein kreislaufgerechtes Material, sondern der Lebenszyklus eines Gebäudes wird geschlossen.