Tobias Trübenbacher
Tobias Trübenbacher wurde 1996 in Traunstein geboren. Nach dem Abitur begann er 2015 an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München ein Industriedesign Studium. 2018 wechselte er an die Universität der Künste Berlin, wo er das Studium 2021 erfolgreich abschloss. Parallel dazu sammelte Tobias Trübenbacher Praxiserfahrung als Praktikant bei Atelier Steffen Kehrle sowie als Junior Designer bei Studio Mark Braun. Von August 2021 bis Juli 2022 arbeitete er als Designer bei Konstantin Grcic Design. In seiner persönlichen Arbeit konzentriert sich Tobias Trübenbacher auf Social Design, Nachhaltigkeit und die Entwicklung neuer Lösungen für ökologische Probleme und globale Herausforderungen. Sein ultimatives Ziel ist es, mit seiner Arbeit zu einem Wandel von Produktions- und Konsumgewohnheiten und damit zu einer besseren, nachhaltigeren und lebensfähigen Zukunft beizutragen. Um diese Transformation auch in einem noch größeren, allumfassenden Kontext gestalten zu können, studiert Tobias Trübenbacher seit Oktober 2022 zwei Master in Architektur und Urbanistik an der TU München.
Interview mit Tobias Trübenbacher
Du bist Newcomer-Finalist beim German Design Award 2023. Was bedeutet diese Auszeichnung für dich und deine Arbeit?
Die Auszeichnung als »Finalist« beim German Design Award 2023 – Newcomer bedeutet mir sehr viel — ich empfinde es als eine große Anerkennung meiner bisherigen Arbeit und eine gewaltige Bestärkung meines bisherigen Weges, der ja nie ganz gerade verlief, sondern durchaus verschlungen über Umwege durch verschiedene Hochschulen, Studios, Gestaltungsansätze und Zwischenstationen.
Bei den von dir vorgestellten Projekten spielt das Thema Licht eine zentrale Rolle. Welches der Projekte liegt dir am meisten am Herzen?
Am meisten am Herzen liegt mir sicherlich das Projekt PAPILIO, da es Lösungen für gleich zwei große Herausforderungen in unserem alltäglichen, recht unreflektierten Umgang mit Licht schafft: Bei der Straßenlaterne wird einerseits die zur Beleuchtung benötigte Energie klimaneutral mittels Windrotor generiert, andererseits schaltet sich das Licht aber auch wieder aus, sobald sich keine Menschen in der Umgebung aufhalten, um die immer gravierendere Lichtverschmutzung, wie auch den Energieverbrauch zu minimieren.
In einem Projekt beschäftigst du dich mit der Kultivierung von Mehlwürmern. Was genau hat es mit dem Projekt auf sich?
Mehlwürmer sind ein grandioses Superfood, wenn es um Belange der Nachhaltigkeit und Ressourceneinsparung geht: Sie sind extrem nahrhaft, benötigen kaum Wasser, leben auch in natürlicher Umgebung auf minimalem Raum zusammen und können auf der Basis von industriellen Abfallprodukten (wie z.B. Weizenkleie) leben — obendrein sind sie einfach super lecker. Gleichwohl sind Insekten in unserer Esskultur bislang fremd und Menschen begegnen der Speise daher meist mit Abscheu oder Ekel. Um das zu ändern habe ich einen mobilen Foodtruck entwickelt, der Menschen aktiv mit dem Nahrungsmittel und dessen Vorteilen konfrontiert und so den Konsum von Insekten in unserer Gesellschaft etablieren soll.
Was macht für dich »zeitgemäßes Design« aus? Welche Kriterien müssten besonders erfüllt sein?
Wir leben in Zeiten, die dringend einen radikalen Umbruch erfordern — auf sämtlichen Ebenen unserer von Kapitalismus ausgeprägten Lebensgewohnheiten. Zeitgemäßes Design ist daher für mich immer auch ein Transformationsdesign, das sich einer Mitgestaltung dieses Wandels verschreibt und interdisziplinär mit anderen Disziplinen Ansätze dafür entwickelt.
Woran arbeitest du zurzeit?
Derzeit arbeite ich an der TU München am Lehrstuhl für Architektur und Design auf der Schnittstelle zwischen (Produkt-)Design und großmaßstäblicher Architektur bzw. Urban Design. Mein Ziel ist dabei das Erlangen eines ganzheitlichen Blickes auf die uns umgebende Welt und den (leider bislang überwiegend zerstörerischen) Einfluss menschlicher Gestaltung darauf, um daraus Lösungen für einen besseren Umgang mit Materialien und post-anthropogene Herstellungs- bzw. Recyclingverfahren abzuleiten.