Interview mit Nicolas König

 

Welche Bedeutung hat die Auszeichnung Finalist des „German Design Award 2024 – Newcomer“ für dich und deine Arbeiten?

 

Die Auszeichnung als Finalist des German Design Award bestärkt mich im Erforschen architektonischer Experimente. Ich glaube, dass es in Zeiten des Umweltchaos‘ Raum braucht, um Geschichten zu erzählen, die anregen, indem sie von Chancen, Potenzialen und Veränderung handeln. Diesen Weg möchte ich weiter beschreiten.

 

Du warst für ein Auslandsemesters an der Royal Academy of Fine Arts in Kopenhagen. Inwiefern war das für deine Arbeiten prägend?

 

In Skandinavien weiß man, dass es für kreative Gedanken eines ausgewogenen Lebens bedarf. Gleichzeitig haben sie ein faszinierendes Verständnis kollaborativen Arbeitens, das mich sehr geprägt hat: Ich glaube an die Fruchtbarkeit des gemeinsamen Schaffens und Denkens. Der Großteil meiner Projekte entsteht kollaborativ.

 

Als Architekt beschäftigt dich die Frage nach der Gestaltung unserer Lebensräume und damit nach der Zukunft unseres Planeten. Wie findest du Antworten darauf?

 

Derzeit beschäftige ich mich intensiv mit dem Potenzial solarer Strahlung in unserer gebauten Umwelt, so ist beispielsweise das Projekt des Solargrills entstanden. Der Solargrill ist ein experimentelles Instrument für sonnenbedingtes Kochen, das die gängigen Konsum- und Kochgewohnheiten infrage stellt, die auf ständig verfügbare Energiequellen angewiesen und unabhängig von natürlichen Rhythmen sind. Viele meiner Projekte beschäftigen sich mit hybriden Zukunftsgeschichten – mit der Synergie von Natur und Technik. Ich glaube daran, dass wir das Potenzial unserer Umwelt behutsam nutzen sollten, anstatt gegen die Natur zu kämpfen oder sie irreversibel auszunutzen.

 

Fiktive Szenarien finden sich ebenso in deinem Portfolio wie ganz pragmatische Projekte. Was ist für dich ausschlaggebendes Kriterium, um sich bestimmten Themen zu nähern?

 

Angetrieben von der schieren Fülle an Informationen, die uns heute zur Verfügung steht, nehmen meine Projekte teils Umwege durch fiktionale Erzählungen. Es geht darum, immer wieder neue Sprachen zu entwickeln, die die anfänglich verschwommene Kernaussage einer Untersuchung klären, formulieren und visualisieren können. Das funktioniert mal besser durch fragmentarische Modelle, durch Bilder oder Pläne – am Ende wachsen diese Elemente dann zusammen. Im Prozess bedarf es Humor, Mut, Hoffnung und eine Art kreative Unschuld. Zwischen gezieltem Chaos und geordneter Ruhe liegt die Idee.

 

Welche Rolle spielen Research und Konzept für dich und deine Arbeiten?

 

Konzepte sind mentale Konstrukte, die unsere Vorstellung vom ganzen Leben umschreiben können. Gefüttert mit den richtigen Informationen können Architekt*innen und Designer*innen Bilder, Geschichten und Räume schaffen, die Gefühle von Leere und Überforderung überwinden und Optimismus erwirken. Unser Projekt „A Fish Odyssey“ erzählt mittels einer reisenden Figur auf dem Lago di Lugano vom schrumpfenden Habitat unter der Wasseroberfläche – ein gängiges Resultat der steigenden Wassertemperaturen vieler Seen. Gleichzeitig ist es ein erster Versuch, die bereits vielerorts existierende Wasserbelüftung, also das Hinzuführen von fehlendem Sauerstoff in das Wasser, rein regenerativ durch die Sonne anzutreiben.

 

Du arbeitest außerdem viel mit Daten. Welchen Stellenwert nehmen sie bei dir ein?

 

Wenn wir es schaffen, Daten zu bebildern, können wir neue Blickwinkel auf das schaffen, was ist. In meiner Master Thesis „The Fullfilment Paradox“ habe ich die tiefgreifenden Widersprüche, die im Streben nach endlosem Wachstum und Beschleunigung entstehen, mit den weitreichenden Auswirkungen des beschleunigten Strebens nach «fulfillment» (engl. für Erfüllung & Ausführung) anhand logistischer Ströme in London untersucht. Es ist eine Reflexion komplexer Geflechte menschlicher Wünsche, der Konsumkultur und der unerbittlichen Maschinerie der Logistikkette – stets versehen mit der Einladung, sich vorzustellen, was sein könnte.




 

 

Weitere Newcomer Finalisten 2024: