Newcomer 2022
Finalist

Justine Masché

Justine Masché vereint mit ihren Mode-Entwürfen Kunst, Handwerk und emotionale Kommunikation. Ihre Arbeiten erzählen Geschichten, die in der Kleidung stecken – von „The Stories we are“ bis „Denim Work Wear Zero Waste“ – und schaffen so eine tiefe Verbindung zwischen Träger*in und Kleidungsstück. Nachhaltigkeit und die Erinnerungen, die Mode weckt, sind für sie der Schlüssel zu einem verantwortungsbewussten Designansatz.

Justine Masché wurde am 22. Dezember 1992 in Fulda geboren. Von 2011 bis 2014 machte sie zunächst eine Ausbildung zur Damenmaßschneiderin am Staatstheater Mainz. Im Anschluss führte sie ihr Weg in die Hauptstadt, wo sie an der Universität der Künste Berlin ein Studium im Bereich Modedesign begann. Nach verschiedenen Praktika in Berlin, London und Paris erhielt sie ein Designstipendium an der Kunstuniversität Central Saint Martins in London, das sie von 2017 bis 2018 absolvierte. Danach kehrte sie zurück nach Berlin und beendete an der Universität der Künste 2019 ihr Studium, das sie erfolgreich mit dem Bachelor of Arts abschloss. Seit Januar 2020 lebt Justine Masché in London, wo sie als Product Developer / Design Coordinator beim Modelabel Vivienne Westwood arbeitet. Bei ihrer Arbeit interessiert sie besonders die emotionale Kommunikation, die zwischen Kleidung und Trägerin und Träger in Form von Kleidungserinnerungen entsteht.

Jurybegründung

Justine Masché machte vor ihrem Studium im Bereich Fashion and Textile zunächst eine Ausbildung zur Damenmaßschneiderin am Staatstheater Mainz, wodurch sie über einen guten handwerklichen Background verfügt. Ihre Arbeit bewegt sich zwischen den Schnittstellen von Kunst, Handwerk und Design. Dabei geht es oft um das Sammeln von Spuren und Erinnerungsobjekten und die Suche nach den Geschichten, die ihnen innewohnen – ein faszinierendes Storytelling, das die Designerin mit viel Talent und visionärer Kraft in besondere Mode-Entwürfe wie »The Stories we are«, »Story Patch Work Telling«, »Denim Work Wear Zero Waste« oder »Wear Under in the CCCP« zu übersetzen versteht. So entsteht zwischen dem Kleidungsstück und der Nutzer*in eine emotionale Bindung, die zugleich auch die Wertschätzung gegenüber der Kleidung verstärkt.

Interview mit Justine Masché

Du bist Newcomer-Finalistin beim German Design Award 2022. Was bedeutet diese Auszeichnung für dich und deine Arbeit?

Ich fühle mich sehr geehrt Teil des diesjährigen Wettbewerbs sein zu dürfen. Die Auszeichnung motiviert und bestärkt mich in meinem Vorhaben, mich wieder mehr meiner persönlichen Arbeit zu widmen. Außerdem empfinde ich es als große Chance, Teil von einem Netzwerk zu sein, welches mir ermöglicht, von erfahrenen Gestaltern zu lernen, und hoffentlich auch andere zu inspirieren.

Was fasziniert dich an Mode allgemein und was macht für dich gutes Modedesign im 21. Jahrhundert aus?

Aufgrund meines Hintergrunds im Schneiderhandwerk bin ich fasziniert von durchdachten und gut ausgearbeiteten Details, die Kleidungsstücke langlebiger, hochwertiger und besonders machen. Gutes Design erfüllt in jedem Jahrhundert den ästhetischen Zweck, zu gefallen und den Umständen des Alltags standzuhalten – besonders wichtig ist heute darüber hinaus auch ein verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen.

In deinen eigenen Projekten beschäftigst du dich mit der emotionalen Kommunikation, die zwischen Kleidung und Trägerin und Träger in Form von Kleidungserinnerungen entsteht. Kannst du das kurz erläutern?

In meiner Arbeit interessiere ich mich für die Geschichten, die sich in der Garderobe eines jeden Einzelnen verbergen. Denn Kleider, und im weitergefassten Sinn Textilien, sprechen die visuellen und taktilen Sinne an und wecken so Emotionen und Erinnerungen, die Teil unserer Persönlichkeit sind. Der Austausch über solche Kleidererinnerungen hat mich bereits mit beeindruckenden Menschen und ihren Lebensgeschichten zusammengebracht.

Eine deiner Arbeiten trägt den Titel »Denim Workwear Zero Waste«. Wie wichtig ist für dich das Thema Nachhaltigkeit in der Modebranche prinzipiell?

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, das jeden betrifft. Mich interessiert, wie sich der Begriff im letzten Jahrhundert stark in seiner Bedeutung verändert hat. In meinen Recherchen bin ich immer wieder auf »Zero Waste«-Beispiele gestoßen, bei denen die Menschen durch die Not, sich selbst zu erhalten, zu einem kreativen und nachhaltigen Umgang mit ihren zur Verfügung stehenden Mitteln inspiriert wurden. Es ist faszinierend, mit welcher Sorgfalt Menschen früher ihre Kleidungsstücke aufbewahrt, restauriert und weitergegeben haben. Auf den emotionalen Wert von Kleidung aufmerksam zu machen und dadurch zu weniger Konsum aufzurufen – das ist eine meiner Herangehensweisen an nachhaltiges Design.