Interview mit Tobias Trübenbacher

 

Sie sind Newcomer-Finalist beim German Design Award 2023. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie und Ihre Arbeit?

 

Die Auszeichnung als »Finalist« beim German Design Award 2023 – Newcomer bedeutet mir sehr viel — ich empfinde es als eine große Anerkennung meiner bisherigen Arbeit und eine gewaltige Bestärkung meines bisherigen Weges, der ja nie ganz gerade verlief, sondern durchaus verschlungen über Umwege durch verschiedene Hochschulen, Studios, Gestaltungsansätze und Zwischenstationen.

 

Bei den von Ihnen vorgestellten Projekten spielt das Thema Licht eine zentrale Rolle. Welches der Projekte liegt Ihnen am meisten am Herzen?

 

Am meisten am Herzen liegt mir sicherlich das Projekt PAPILIO, da es Lösungen für gleich zwei große Herausforderungen in unserem alltäglichen, recht unreflektierten Umgang mit Licht schafft: Bei der Straßenlaterne wird einerseits die zur Beleuchtung benötigte Energie klimaneutral mittels Windrotor generiert, andererseits schaltet sich das Licht aber auch wieder aus, sobald sich keine Menschen in der Umgebung aufhalten, um die immer gravierendere Lichtverschmutzung, wie auch den Energieverbrauch zu minimieren.

 

In einem Projekt beschäftigen Sie sich mit der Kultivierung von Mehlwürmern. Was genau hat es mit dem Projekt auf sich?

 

Mehlwürmer sind ein grandioses Superfood, wenn es um Belange der Nachhaltigkeit und Ressourceneinsparung geht: Sie sind extrem nahrhaft, benötigen kaum Wasser, leben auch in natürlicher Umgebung auf minimalem Raum zusammen und können auf der Basis von industriellen Abfallprodukten (wie z.B. Weizenkleie) leben — obendrein sind sie einfach super lecker. Gleichwohl sind Insekten in unserer Esskultur bislang fremd und Menschen begegnen der Speise daher meist mit Abscheu oder Ekel. Um das zu ändern habe ich einen mobilen Foodtruck entwickelt, der Menschen aktiv mit dem Nahrungsmittel und dessen Vorteilen konfrontiert und so den Konsum von Insekten in unserer Gesellschaft etablieren soll.

 

Was macht für Sie »zeitgemäßes Design« aus? Welche Kriterien müssten besonders erfüllt sein?

 

Wir leben in Zeiten, die dringend einen radikalen Umbruch erfordern — auf sämtlichen Ebenen unserer von Kapitalismus ausgeprägten Lebensgewohnheiten. Zeitgemäßes Design ist daher für mich immer auch ein Transformationsdesign, das sich einer Mitgestaltung dieses Wandels verschreibt und interdisziplinär mit anderen Disziplinen Ansätze dafür entwickelt.

 

Woran arbeiten Sie zurzeit?

 

Derzeit arbeite ich an der TU München am Lehrstuhl für Architektur und Design auf der Schnittstelle zwischen (Produkt-)Design und großmaßstäblicher Architektur bzw. Urban Design. Mein Ziel ist dabei das Erlangen eines ganzheitlichen Blickes auf die uns umgebende Welt und den (leider bislang überwiegend zerstörerischen) Einfluss menschlicher Gestaltung darauf, um daraus Lösungen für einen besseren Umgang mit Materialien und post-anthropogene Herstellungs- bzw. Recyclingverfahren abzuleiten.